Quickly Reviewed #14: Ardbeg "Renaissance" 1998/2008

Der Renaissance bietet das typische
Ardbeg-Label. Schlicht, mit allen wichtigen
Informationen.
Über den Whisky: Bevor ich etwas über diesen Ardbeg an sich schreibe, erlaube ich mir doch ein paar einleitende Worte, damit ihr das Ergebnis besser einordnen könnt. Für mich ist Ardbeg ehrlich gesagt ein wenig wie Apple, und das meine ich nicht positiv. Man zahlt hier den Hype, den Namen und das "Drum herum" mit, obwohl die Verpackung ja nun nicht so spektakulär ist. Meiner Meinung nach braucht es die jährlichen Sonderabfüllungen nicht, die für mich jedes Jahr wie eine leichte Abwandlung des TEN schmecken, aber mindestens das Doppelte kosten. Danach steigen die Preise meist ja nur noch weiter. Ich stehe Ardbeg also eher kritisch gegenüber, zumal rauchige Whiskys eh nicht meine primäre Leidenschaft sind. Behaltet das am besten im Hinterkopf beim Weiterlesen.

Zum Whisky... Der Ardbeg Renaissance ist 2008 auf den Markt gekommen und stellt quasi den TEN in Fassstärke dar. Außerdem bildet er den Abschluss der "Peaty Path to Maturity"-Serie, welche nach der der Wiedereröffnung 1997 begonnen wurde. Andere Whiskys aus der Reihe wären z.B. der "Very Young", der "Still Young" oder der "Almost There". Ardbeg wollte hier also - ähnlich wie später Kilkerran mit der "Work in Progress"-Serie - schrittweise an den neuen Whisky heranführen. Na ja, und ein paar Einnahmen generieren. Aber das finde ich ok.
Der Renaissance ist ein klassischer Ardbeg, ohne viel Schnick-Schnack. Fasstärke von 55,9%, nicht kühl gefiltert und nicht gefärbt. Die Lagerung erfolgte die vollen 10 Jahre in Ex-Bourbon Fässern.

Nase: Zunächst einmal ein Eindruck, der gar kein Geruch ist: ein deutliches Volumen, der Whisky drückt richtig aus dem Glas. Der Rauch ist erstaunlich zurückhaltend, auch für die 55,9%, und ist natürlich Ardbeg-typisch: Nicht so medizinisch wie ein Laphi, aber auch kein speckiger Lagavulin. Dazu kommt schon eine leichte bittere Note in der Nase mit, Kräuterbonbons gesellen sich dazu. Irgendwie auch "dumpf", leicht nach sandigem Keller riechend. Spannend, ja. Überzeugend? Sehen wir mal weiter...

Farbton: Goldgelb. Deutlich dunkler
als der aktuelle TEN.
Geschmack: Meine erste handschriftliche Notiz sagt ganz simpel: "sehr lecker". Das will doch schon was heißen! Extrem süß, was mich doch wundert, nach Zucker oder Zuckerwatte, Wahnsinn! Dann kommen die Kräuter wieder dazu, ein richtiges Kräuterbonbon geht im Mund auf, dazu leicht das Holz im Hintergrund, die Süße tritt zurück. Der Rauch gesellt sich erst zum Ende hin dazu. Alkohol? Keine Spur von den 55,9%. Die geben einfach nur eine tolle Basis für die Aromen.

Finish: Hier wird der Renaissance kräftiger und würziger. Langanhaltend rauchig und wärmend. Abschließend verbleibt aber auch eine karamellige Süße.

Abschließende Gedanken: Verdammt, Ardbeg! Dieser fassstarke Vertreter gefällt mir - widerwillig!- wirklich gut. Die Entwicklung von süß - kräutrig - rauchig ist wirklich schön, der Alkohol ist gut eingebunden und für 10 Jahre ist der Whisky wirklich komplex. Ich muss zugeben, dass dieser Ardbeg mir wirklich gut schmeckt. Muss ich mir jetzt etwa ein iPhone kaufen? Bitte nicht!
Die volle Punktzahl bleibt dem Renaissance im Jahr 2017 aber verwehrt. Der Ausgabepreis 2008 lag wohl bei unter 100 Euro, und dafür wäre er locker eine 7 von 7 gewesen. Bei über 200 Euro wird die Luft aber dünn, und der Preis lässt sich dann eben doch nicht nur durch den Geschmack rechtfertigen!


Kategorie: Single Malt Scotch Whisky
Destille: Ardbeg (Islay)
Preis: 200-300€ (~220-270€)
55,9%
Kältefiltration: Nein
mit Farbstoff: Nein

Mehr Informationen:
Ardbeg

Abschließende Bewertung: 6/7

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