Whisky Review #48: Octomore 7.1 & 7.2 & 7.3


Octomore 7.1 & 7.2 & 7.3 - Rauchigkeit in Perfektion?



Liebe Leserinnen und Leser,


rauchige Whiskys sind schwer in Mode. Seit Jahren kann man diesen Trend feststellen. Auch ehemals nicht-rauchige Brennereien bieten jetzt eine rauchige, manchmal sogar stark rauchige Variante an. Jeder will Islay, und (fast) jeder akzeptiert dafür einen höheren Preis. Heute will ich aber mal nicht meckern, meine Besprechungen und Einträge waren in letzter Zeit etwas zu angefressen. 
Rauchige Whiskys waren auch mein Einstieg. Laphroaig 10 Jahre sogar meine erste gekaufte Flasche. Genau diese Flaschen besitze ich übrigens auch noch, eine Besprechung des Laphi 10 wird bestimmt irgendwann mal kommen. Zusammen mit meiner Origin-Story, oder wie das im Marvel-Universum auch immer heißen mag. Allerdings, und das merkt man hier auf dem Blog auch, habe ich mich von den Rauchern langsam weg entwickelt. Im Laufe der Zeit - und mit steigender Erfahrung - fiel mir auf, dass nicht-rauchige Whiskys eher mein Geschmack sind. Eine leichte Rauchnote mag ich gerne, mir gibt das zusätzliche Komplexität. Ein stark rauchiger Whisky kommt bei mir aber wirklich eher selten ins Glas, und daher auch seltener auf den Blog.
Heute ist aber alles anders. "Wenn schon, denn schon.", könnte man sagen. Gleich drei der wohl rauchigsten Whiskys der Welt kommen bei mir in das Glas: Octomores!

Von links nach rechts: Octomore 7.1 , 7.2 und 7.3. Über das Flaschendesign kann man bestimmt streiten. Bruichladdich typisch ist es sehr modern gehalten.


Die Octomore Linie

Viele Whiskyfans vergöttern diese Abfüllungen gerade zu. Vielleicht zurecht, wer weiß das schon. Sie finden auf jeden Fall großen Anklang, und dass, obwohl sie, mit locker über 100€ für einen 5 Jahre alten Whisky, recht ambitioniert bepreist sind. Aber es ist halt der Inbegriff von rauchigen Whiskys. PPM-Werte jenseits der 200 findet man nirgendwo anders. Zur kurzen Erklärung für diejenigen, die diesem Kult noch nicht begegnet sind:
Die Octomore Produktlinie wird von der Islay Brennerei Bruichladdich produziert. Bruichladdich hat, ähnlich wie z.B. Springbank, mehrere Abfüllungen, die sich in ihrem Charakter unterscheiden:
Da wären die Bruichladdich genannten nicht-rauchigen Whiskys, die stark rauchigen Port Charlotte-Abfüllungen und eben die richtig stark rauchigen Octomores. So kann sich jeder Genießer seinen passenden Whisky aussuchen und das Geld bleibt bei der Brennerei. Ist doch schlau gemacht und bietet den richtigen Grad an Abstufung.

PPM- Wie der Whisky zu seinem Rauch kommt

Im Zusammenhang mit rauchigem Whisky kommt häufig der Begriff, oder vielmehr die Abkürzung, "PPM" zum Einsatz. Zunächst einmal die Basics: rauchiger Whisky wird nicht während der Destillation rauchig. Auch die Fässer tragen wenig dazu bei (hier gibt es Ausnahmen: z.B. das Finish in Fässern, die ehemals mit rauchigem Whisky belegt waren. Aber auch da kommt der Rauch ursprünglich ja nicht aus dem Fass.). Vielmehr entsteht das rauchige Aroma bei der Trocknung der gemälzten Gerste. Hierzu wurde früher ein Torffeuer benutzt über dem die Gerste gedarrt wurde. Dadurch kam das rauchige Aroma auf die Gerste, welche dann weiterverwendet wurde. Heutzutage suchen sich die Brennereien aus, ob sie rauchige oder nicht rauchige Grundstoffe verwenden wollen. Die meisten Brennereien darren nicht mehr selbst, sondern beziehen den eigentlichen Whisky-Grundstoff aus großen Mälzereien wie z.B. den Port Ellen Maltings
Soweit, so gut. Der Begriff PPM steht für "parts per Million", zu deutsch also "Anteil pro Million". Gemeint ist hierbei der Phenolanteil - also der rauchige Anteil - auf / an der gemälzten Gerste vor der Destillation. Das Getreide durchläuft also den wichtigsten Schritt erst noch, und daher ist dieser Wert mit Vorsicht zu genießen. 
Vielen Whiskys wird ein PPM Wert zugeordnet. Highland Park z.B. soll bei ungefähr 10 liegen, Bowmore bei 20 bis 25, Ardbeg sagt man ca. 40 PPM nach. Und da komme ich dann doch ins Grübeln. Ardbeg ist ein ziemlich rauchiger Whisky. Der reinen Mathematik nach, sollte er allerdings nur 1/5 der Rauchigkeit eines Octomore 7.1 (208PPM) haben. Ist das überhaupt noch zu schmecken?
Meiner Ansicht nach nicht. Entweder machen die Geschmacksnerven da nicht mit und ob es jetzt 150 oder 200 PPM sind, das ist halt "extrem rauchig". Andererseits bin ich mir nicht sicher, wie viel bei der Destillation verloren gehen kann. Ich jedenfalls würde mich nicht immer an diesen PPM-Werten festhalten. Einen Octomore trinke ich deswegen nicht um 205 PPM zu erleben, sondern, weil diese Whiskys viel für ihr junges Alter bieten. Erstaunlich viel sogar. Ob es auch bei der 7er Serie so ist? Finden wir es heraus!

Octomore - 7.1 Scottish Barley

Über den Whisky: Der 7.1 ist von der Reifung her der unspektakuläre dieser Dreierbande. Reifung in American Oak Casks, abgefüllt mit heftigen 59,5% bei einem Alter von 5 Jahren. Die Whiskybase spuckt noch "Vintage 2009" aus.

Aroma: Überraschend wenig Rauch. 208 PPM? Davon spüre ich hier kaum etwas. Dafür gibt es eine ordentliche Fracht Bourbonfass: Vanille, etwas Holz, würzig und durch den Alkohol etwas kühlend. 

Am Gaumen: Voll und kräftig. Zunächst gar kein Rauch. Ordentlich würzig, Kräuterbonbon, etwas bitter. Getreide gesellt sich dazu. Geht irgendwie in Richtung Sauerteig.

Abgang: Zum Ende hin schlägt der Alkohol richtig durch, es wird wärmend scharf. Der Rauch ist nun auch (endlich?) prägnant, recht trocken und wenig torfig. Der Rauch legt sich in den Wangentaschen nieder, aber insgesamt ist der Abgang maximal mittellang.

Abschließende Gedanken: Dieser Octomore trifft meinen Geschmack nicht so richtig. Alkoholisch-kräftig ist er. Der Rauch kommt in der Nase dezenter durch als gedacht, im Geschmack sogar noch weniger. Der Abgang hat es dafür in sich. Für mich leider wenig rund und etwas langweilig. Hoffentlich werden die beiden anderen besser!


Kategorie: Single Malt Scotch Whisky
Destille: Bruichladdich (Islay)
Preis: 101 - 200€ (~110€)
Alkoholgehalt: 59,5%
Kältefiltration: Nein
Farbstoff: Nein

Mehr Informationen:
Whiskybase


Abschließende Bewertung: 4/7












Octomore - 7.2 Cask Evolution

Über den Whisky: Die .2 Versionen von Octomore sind immer für den Travel Retail Markt. Aber man bekommt diese Abfüllungen ja meist auch über den Internethandel. Immerhin merkt man den Travel Retail etwas am Preis, diese Flasche gibt es für knapp unter 100€. Bei meiner Bewertung solltet ihr das im Hinterkopf behalten. Auch hier haben wir es mit einer kräftigen Alkoholstärke von 58,5% zu tun. Allerdings handelt es sich um American Oak Casks und Rhône Syrah Wine Casks. Dabei handelt es sich wohl nicht um ein Finish, sondern vielmehr um eine Vermählung dieser Fasssorten.


Aroma: Etwas muffig, riecht etwas nach staubigem Keller. Würzig und etwas Vanille. Der Rauch ist auch hier dezenter als erwartet. Weinfässer kommen für mich kaum durch. Etwas fruchtig ist der Whisky im Hintergrund, ja. 

Am Gaumen: Im Mund ist dieser Octomore deutlich angenehmer als der 7.1. Voll und ziemlich cremig. Süßlich, etwas Karamell. Ein paar Beeren (Himbeere?) schwingen mit. Der Rauch ist deutlicher, aber umhauen tut er mich nicht. Passt zu meiner PPM-Theorie.

Abgang: Längerer Abgang, kräftig, auch hier kommt der Alkohol kräftig durch. Wir sind ja auch jenseits der 55%. Holzig, würzig und ordentlich rauchig verbleibt die Erinnerung im Mund. Die Innenseite der Wangen werden schwer belegt und bleiben so auch minutenlang. 

Abschließende Gedanken: Der 7.2 trifft eher meinen Geschmack. Er präsentiert sich etwas ausgewogener mit leicht fruchtigen Anklängen. Kräftig rauchig ist aber auch er, insofern handelt es sich nicht um die Light-Version, wie man bei Travel Retail vermuten könnte. Der Preis ist auch noch geringer, es gibt also einen Punkt mehr.


Kategorie: Single Malt Scotch Whisky
Destille: Bruichladdich (Islay)
Preis: 51 - 100€ (~99€)
Alkoholgehalt: 58,5%
Kältefiltration: Nein
Farbstoff: Nein

Mehr Informationen:
Whiskybase


Abschließende Bewertung: 5/7













Die 7.3 Flasche gefällt mir am besten.
Aber das Design ist sicherlich Geschmackssache

Octomore - 7.3 Islay Barley

Über den Whisky: Der 7.3 ist mit knapp 170€ der teuerste dieser Truppe. Abgefüllt wurde er aber auch mit 63%. Es handelt sich um einen 2010 Vintage Whisky, der 2015 mit 5 Jahren Alter abgefüllt wurde. Das Besondere: Die Gerste kommt komplett von der Insel Islay. Diese lokale Verbindung gefällt mir sehr gut, geschmacklich sollte der Einfluss aber minimal sein, machen wir uns nichts vor. Etwas stärker könnte allerdings der Einfluss der Ribera del Duero Wine Casks sein, welche neben den Bourbon Barrels mit im Mix sind. Ein Wort zum Design: Das Weiß mit Gold finde ich richtig stark. 


Aroma: Diese Variante zeigt die deutlichste Vanillenote. Richtig schön, und mit etwas Getreide. So ergibt sich wieder eine Art Teig, allerdings weniger Brot, sondern mehr Kuchen. Dazu etwas Süße, die eher eine Tendenz zu Frucht aufweißt. Erdbeeren könnten es sein. Gefällt mir definitiv am besten.

Am Gaumen: Richtig voll. Genial. Überraschend mild. 63%? Würde ich hier niemals tippen. Der Alkohol ist deutlich weniger präsent als bei den beiden Vorgängern. Ich habe wieder volle Vanille, Kuchen- oder Keksteig. Etwas weiße Schokolade. Fast schon sahnig, Richtung Sahne-Karamell-Bonbon. Rauch? Etwas, aber für mich nicht auf Ardbeg-Niveau.

Abgang: Erstaunlich weich. Dann trockener und holziger werdend. Der Rauch kämpft sich langsam den Rachen hinauf. Ich würde sagen, er ist etwas weniger rauchig als die anderen beiden, aber definitiv ein kräftiger Islay. Die Lippen sind zum Schluss süß belegt, die Wangen trocken ausgekleidet und die Zunge holzig-würzig belegt. Lecker!

Abschließende Gedanken: Der teuerste im Bunde ist für mich klar der Beste! Einfach lecker, könnte man es einfach zusammenfassen. Allerdings: Für mich müsste der Rauch gar nicht da sein. Der Keksteig ist für mich viel spannender!


Kategorie: Single Malt Scotch Whisky
Destille: Bruichladdich (Islay)
Preis: 101 - 200€ (~180€)
Alkoholgehalt: 63%
Kältefiltration: Nein
Farbstoff: Nein

Mehr Informationen:
Whiskybase


Abschließende Bewertung: 5/7









Die Zusammenfassung

Octomores werden von einem gewissen Mythos umgeben. Ich kann das auch nach der heutigen Verkostung nur bedingt teilen. Preislich finde ich alle Flaschen zu hoch angesetzt, wenn man es in Bezug zur Leistung setzt. Der Rauch ist zwar meist gut eingebunden, aber so wahnsinnig stark finde ich ihn gar nicht. Die anderen, dahinterliegenden Aromen sind für mich viel spannender. Sollte ich eine Reihenfolge aufstellen wäre diese umgekehrt zur Nummerierung: 7.3 vor 7.2 vor 7.1. Nachkaufen würde ich allerdings keine der Flaschen. Aber: Ich bin ja auch nicht so der rauchige Typ!

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