Whisky Review #14: Dalmore "King Alexander III" - "Mehr Schein als Sein?"
Liebe Leserinnen und Leser,
heute will ich mich mal einem Thema widmen, welches ab und an mal diskutiert wird, aber irgendwie doch kein großes Thema ist. Vielleicht ist das auch richtig so, spannend finde ich es aber allemal.
Verpackungen.
"Wow!" wird jetzt bestimmt manch einer ausrufen, "sowas langweiliges als Blogthema!" Aber ich denke, hier gibt es doch etwas mehr zu finden. Widersprecht mir ruhig, aber im Themenbereich "Whiskyverpackung" scheint es zwei Lager zu geben:
1. "Der Supermarkt-Käufer": Typisches Opfer der großen, bösen Marketingabteilung. Der klassische Supermarkt-Whisky-Käufer trinkt ab und zu mal einen Whisky und lässt sich beim Kauf durch Verpackung, Geschichten und Altersangabe beeinflussen. Hier kann man als Konzern mit billigem Zeug einen guten Gewinn machen (Achtung: Nicht ganz ernst gemeint!)
2. "Der Whisky-Connaisseur": Der wahre Genießer unter den Whiskytrinkern! Er kennt sich aus: Jede Abfüllung, Fassreifung und Destille ist bekannt (und natürlich auch besucht worden). Er erkennt das Spiel der bösen Marketingabteilung und weiß es zu durchschauen. Kritisch wählt er (je nach verfügbarem Kleingeld) seine 2-10 Flaschen beim Kauf aus.
Na gut, na gut. Ich übertreibe maßlos! Aber bestimmt erkennt auch ihr einen wahren Kern und könnt euch irgendwo einordnen. Wo ich mich selbst einordne? Schon in die 2. Kategorie. Ich habe für viele Abfüllungen grobe Preise im Kopf, erkenne einen "Schnapper" ganz gut und habe auch einen Überblick über viele Abfüllungen. Aber - und manchmal habe ich das Gefühl, dass man es nicht laut sagen darf - eine schöne Verpackung weiß mich zu begeistern! Natürlich kommt es bei Whisky zu allererst auf den Inhalt an. Kein Frage, keine Diskussion! Was hilft mir eine Verpackung und ein Flaschendesign, welches unzählige Preise gewonnen hat, wenn der Inhalt die Qualität eines Discounter Blends hat.
Als 2. von links: Tomatin 12 Jahre im neuen Design |
Aber ich würde es an dieser Stelle auch gerne mal von der anderen Seite betrachten, und zwar an einem direkten Beispiel. Am 25.11.2016 war ich auf einem Tasting zum Thema "Highlands". Das Line-Up könnt ihr auf dem nebenstehenden Bild sehen (und aus dem Tasting sind 2 Quickly Reviewed hervorgegangen: Glenglassaugh Octaves und Wolfburn First General Release - einfach auf den Link klicken!).
Tomatin 12 Jahre im alten Design. Copyright thewhiskybank.de |
Mein konkretes Beispiel ist die 2. Flasche von links: Tomatin 12 Jahre. Eine absolute Standardabfüllung, welche einen netten Einstieg in den Single Malt-Teil des Abends geboten hat (die Flasche ganz links ist der Blend "Timorous Beastie"). Besonders gut ist die Flasche auf dem Bild nicht zu erkennen, aber es ist ein überarbeitetes Design. Der 12er Tomatin kommt zwar nach wie vor im einfachen Karton, aber die Flasche ist jetzt deutlich schöner als zuvor: bauchig, dicker Boden, schöner Aufdruck. Zumindest mir gefällt sie äußerlich gut! Die alte Flasche hingegen war (mehr oder weniger?) eine Standardflasche mit einem reichlich lieblosen Aufdruck.
Und jetzt kommen wir doch zum zunächst seltsam anmutenden Teil: Seitdem ich den Whisky im November probiert habe, spiele ich mit dem Gedanken mir eine Flasche zu kaufen. Kostet nicht viel, geschmacklich "nett" UND sieht schön im Schrank aus. Vorher habe ich wirklich darüber nachgedacht mir einen Tomatin zu kaufen. Das Design wirkte lieblos und langweilig. Jemand der so etwas auf den Markt wirft hat augenscheinlich wenig für sein Produkt übrig. Natürlich ist das alles etwas verkürzt dargestellt: Tomatin hat bestimmt viel für den selbst produzierten Whisky übrig, ich überlege auch wegen des Geschmacks die Flasche zu kaufen, und und und ... dennoch geht auch etwas auf das Design zurück.
The Cooper's Choice neu (vorne) gegen alt (Hintergrund) |
Wohin will ich jetzt mit diesem Text? Ich möchte nicht, dass sich jemand angegriffen oder beleidigt fühlt. Alles hier ist mit einem gewissen Augenzwinkern geschrieben! Aber zumindest für mich persönlich möchte ich festhalten, dass das Auge halt doch - zumindest etwas - mittrinkt. Eine schöne Verpackung sieht im Schrank gut aus, sie sieht im Laden und auf Messen gut aus und sie zeigt vielleicht doch eine gewisse Einstellung zum eigenen Produkt. Nicht mehr und nicht weniger.
Gibt es Gegenbeispiele? Klar! Einige Unabhängige Abfüller müssen vielleicht aus Kostengründen auf eine Standardflasche zurückgreifen, oder sie wollen den Preis nicht künstlich erhöhen. Glenfarclas hat - meiner Meinung nach - keine besonders schicken Verpackungen, der Whisky ist aber über viele Zweifel erhaben!
Und ein Negativbeispiel möchte ich jetzt mit euch verkosten: Den Dalmore "King Alexander III". Definitiv ein King des Marketings, der Verpackung und sonstiger Budenzauber. Immerhin hat dieser Whisky ein eigenes Werbevideo! Auch ein King des Geschmacks? Wir werden es sehen!
Und ein Negativbeispiel möchte ich jetzt mit euch verkosten: Den Dalmore "King Alexander III". Definitiv ein King des Marketings, der Verpackung und sonstiger Budenzauber. Immerhin hat dieser Whisky ein eigenes Werbevideo! Auch ein King des Geschmacks? Wir werden es sehen!
Über den Whisky: Dalmore wurde 1839 von Alexander Matheson gegründet und ging seitdem durch mehrere Hände. Wichtig auf diesem Weg ist der Besitzerwechsel von 1867, als Charles, Andrew und Alexander Mackenzie die Brennerei geführt und 1891 gekauft haben. Seit 1960 ist Dalmore im Besitz von Whyte & Mackay Ltd. (damals Dalmore-Whyte & Mackay), welche nach einigen Änderungen im Oktober 2014 an Emperador Inc. gekauft wurden. Zum Konzern gehören außerdem: Jura, Fettercairn und Tamnavulin.
Die Standardrange von Dalmore umfasst die typischen Altersangaben: 12, 15 und 18 Jahre. Außerdem gibt es einen 21-Jährigen und 30-Jährigen und eine kaum zu überschauende Anzahl an NAS-Abfüllungen, unter anderem auch den King Alexander III.
Der King Alexander III ist wohl das "Flagschiff" der Destille (ich sehe an dieser Stelle mal von den ganzen ultra-mega-super-limitierten-40-Jahre-Plus-Abfüllungen ab!) und bietet den Einstieg in das absolute Premiumsegment von Dalmore. Benannt wurde er nach dem gleichnamigen König, welcher 1263 durch ein Mitglied der Mackenzie Familie vor einem Hirsch gerettet wurde. Im Gegenzug erhielten die Mackenzies (und mit ihnen Dalmore) das Recht den königlichen Hirsch im Wappen zu tragen.
Der Whisky selbst trägt kein Alter, ist gefärbt und nur mit 40% Alkoholgehalt abgefüllt. Kreiert wurde er aus 6 verschiedenen Fasstypen: Bourbon, Sherry (Oloroso), Marsala, Madeira, Port und Rotwein. Mir ist kein Whisky bekannt, der da mithalten könnte.
Kategorie: Single Malt Scotch Whisky
Destille: The Dalmore (Highlands)
Preis: 101-200€ (130€)
40%
Kältefiltration: Ja
mit Farbstoff: Ja
Der Whisky selbst trägt kein Alter, ist gefärbt und nur mit 40% Alkoholgehalt abgefüllt. Kreiert wurde er aus 6 verschiedenen Fasstypen: Bourbon, Sherry (Oloroso), Marsala, Madeira, Port und Rotwein. Mir ist kein Whisky bekannt, der da mithalten könnte.
Kategorie: Single Malt Scotch Whisky
Destille: The Dalmore (Highlands)
Preis: 101-200€ (130€)
40%
Kältefiltration: Ja
mit Farbstoff: Ja
Nase: Direkt zum Einstieg Süße. Rumrosine, vielleicht auch etwas Pflaume mit Zimt (eingekocht), leichte Nussigkeit in Richtung Walnuss. Nach etwas Zeit wird der Whisky etwas leichter, blumige Noten entwickeln sich. Alkohol ist nicht wahrzunehmen. Ich muss zugeben, die Nase ist schön!
Geschmack: Ich musste schon lange nicht mehr so lange warten und überlegen um etwas für den Geschmack aufzuschreiben, meine Wahrnehmung ist einfach ziemlich diffus. Das Mundgefühl ist relativ lasch, dem King Alexander sind seine 40% deutlich anzumerken. Zum Start kommt eine frische Süße, wahrscheinlich von den Bourbonfässern. Dann übernehmen die Sherry-/Weinfässer die Regie und zeigen Aromen von dunklen Früchten, am ehesten kommt die Pflaume aus der Nase zum Vorschein. Eine schöne schokoladige Süße durch die Portfässer vermisse ich aber. Dann geht der Geschmack ins trockene über, holzige Aromen, Bitterkeit, welche sich in den Abgang fortsetzt.
Finish: Überraschend starker Antritt von Holznoten, Bitterkeit, sehr dunkle Schokolade. Insgesamt ist der Abgang mittellang, bietet aber relativ wenig Entwicklung. Eine leichte Süße ist wahrzunehmen, die bitteren Noten verbleiben am längsten.
Abschließende Gedanken: Dieser Whisky zeigt wirklich, dass eine großartige Verpackung nicht alles ist. Er ist bestimmt geschmacklich nicht schlecht, aber bleibt doch weit hinter den Erwartungen zurück. Zu viele verschiedene Fässer im Mix, ein ziemlich großes Durcheinander im Mund, Farbstoff, der bei dieser Fassauswahl und Preisklasse unnötig erscheint und schlappe 40% Alkohol wollen einfach nicht gefallen. Bestimmt sind hier einige alte Fässer enthalten, aber es kommen auch leichtere, jüngere Noten durch. Hier wird dem Käufer "premium" vorgegaukelt, geschmacklich befindet man sich aber nicht in diesem Segment!
Wäre der Preis bei 80€ (und damit in einer anderen Kategorie) würde es einen Punkt mehr geben!
Wäre der Preis bei 80€ (und damit in einer anderen Kategorie) würde es einen Punkt mehr geben!
Bewertung: 4/7
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In today’s
review I want to talk about a topic that isn’t one of the hot topics in the
whisky scene right now:
Packaging.
“Well, ok. Let’s move on…” you might say. But I want to stay for a little
longer and talk about this. I think, that when you talk about whisky drinkers
today you have to think about two types of persons:
1. “The supermarket buyer”: This poor
guy falls victim to the evil doings of marketing experts. Once in a while he
likes to enjoy a whisky and looks for a fancy packaging and maybe an age
statement on the bottle. Quite easy to rip him off and earn some money.
2. “The whisky connoisseur”: This guy
thinks he knows everything there is to know about whisky. “The quality is
inside the bottle” is his trademark sentence and he pretends not to care about
anything else.
What do I
consider myself? I am more a “Type 2 guy”. I spend a lot of my time in
researching which whisky I want to buy next and usually say that the Taste of a
whisky is the most important thing. And I think that this is the right
approach. After all you can’t smell and taste the packaging (well, at least you
shouldn’t try!!) and that is what whisky is all about.
But in late November 2016 I had an experience, which made me think about this
topic more than before. I attended a tasting in Schleswig with “Highland
Whiskys” as the topic. You can see the line up in the picture above. As the
second dram, a Tomatin 12 year old introduced the participants to the Single
Malt part of the evening. It is a nice, easy to drink dram and me soon moved on
to more exciting whiskys. After a couple of days (and even today), I still
think about this Tomatin because it changed my view of the distillery quite
drastically. I thought of Tomatin as a big distillery that produces whisky in
high quantities and their packaging showed that to me as well. Dull, nothing
above standard and maybe a little bit loveless. As you can see in the pictures
above, Tomatin changed their packaging quite a lot in the last year. The new
bottle is heavy and nicely made, I really like it.
… and that
made me think. I don’t think that anything in the whisky has changed. It is
still the same 12 year old and for me as a “Type 2 guy” that should be
everything that matters. But as a matter of fact there seems to be more to the
experience of enjoying whisky. I like the look of the bottle on my shelve and
it show some kind of pride from the makers of the spirit.
To further strengthen my feelings I remember a conversation I had with an
employee of The Cooper’s Choice (a great independent bottler!): The Cooper’s Choice changed their design in
early 2016 from a shiny blue packaging to a more conservative grey one. I like
the older one more, but as I have been told since this change sales grew by
more than 10%. Just a quick reminder: we are not talking about supermarket
whisky here!
So what do
I want to tell you with this? First: this is just my opinion. Second: I think
that people should stop to say that packaging doesn’t matter. I think it
enhances the overall experience.
Are there
exceptions? Sure! I don’t like the packaging of Glenfarclas, but the spirit is
great. Some independent bottlers can’t / don’t want to afford a pricy packaging,
the spirit is still great. And then there are distilleries like Dalmore. Let’s
talk about them now.
About the
Whisky: Dalmore is a highland distillery most famous for their sherry-style
whiskys (and maybe Richard Patterson). Founded in 1839 they now belong to Whyte
& Mackay which themselves are owned by Emperador since 2014. An important
part of the story of Dalmore is that they where owned by the Clan Mackenzie
since 1891.
Dalmore
offers a 12, 15 and 18 year old whisky as the standards and an uncountable
flood of NAS whiskies (Cigar Malt, Luceo, Dominion, Rivers Collection, …), the
King Alexander III is one of the latter.
King
Alexander III was a british King in the 13th century, who was
rescued by one of Mackenzie Clan Members during a hunting party. As a sign of gratitude,
the Mackenzie’s were allowed to use the royal stag in their coat of arms. To
celebrate this event the King Alexander III bottling was created. It is a
marriage of six different types of casks: Bourbon, Sherry (Oloroso), Marsala, Madeira, Port and Redwine.
Category: Single Malt Scotch Whisky
Distillery: The Dalmore (Highlands)
Price: 101 - 200€ (~130€ in Germany)
40% ABV
Chillfiltration: Yes
Articial Colour: Yes
Category: Single Malt Scotch Whisky
Distillery: The Dalmore (Highlands)
Price: 101 - 200€ (~130€ in Germany)
40% ABV
Chillfiltration: Yes
Articial Colour: Yes
Nose: Sweetness in the beginning. Raisins and Rum, maybe plums and cinnamon. Some walnut notes. If you let the whisky breath for a while, light notes will appear, quite floral. The alcohol is barely noticeable. I have to admit, the nosing is fun!
Taste: It took me quite a while to write something down on this one. There are way to many flavours in this one, but sadly not in a good way. The mouthfeel is disappointing as there is no body to the whisky, it is light and "easy to drink" ... 40% ABV is all I have to say about this.
As for the taste: The King Alexander starts of light and with a fresh sweetness (ex-Bourbon casks?), then the sherry and wine casks take over the show. Plums are the dominant note, maybe some winey notes as well. I'm missing chocolate or more diverse dark fruits from the port or redwine casks. At the end the King Alexander turns bitter and a little dry.
As for the taste: The King Alexander starts of light and with a fresh sweetness (ex-Bourbon casks?), then the sherry and wine casks take over the show. Plums are the dominant note, maybe some winey notes as well. I'm missing chocolate or more diverse dark fruits from the port or redwine casks. At the end the King Alexander turns bitter and a little dry.
Finish: Suprisingly strong oak notes, bitter and some very dark chocolate. Medium to long but without any real developement. Some sweetness as in the background but the bitter notes remain dominant.
Final Thoughts: This whisky shows what I was talking about before, or maybe it shows the bad opposite. The packaging is great and looks great at your bar in the living room! But the whisky itself isn't quite that good. Don't get me wrong, this is a good malt. BUT it is most definitely overpriced. To add to this critism: Why is a 100€+ whisky bottled at a minimum of 40% ABV? Why is it chill-filtered? Why is there added colour? There are many things I don't understand about this Dalmore (or Dalmore in general, as they do this to nearly all of their whiskys!).
This would have scored one point higher if it would cost around 80€!
This would have scored one point higher if it would cost around 80€!
Overall Score: 4/7
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