Whisky Review #26: Springbank - 12 Jahre Cask Strength Batch 11 - "Wind, Wetter, Wikinger"

Liebe Leserinnen und Leser,


Galloway-Rasenmäher
als ich diesen Blog angefangen habe, da wollte ich mal etwas anderes machen, als das, was alle machen. Einfach nur Whiskybesprechungen raushauen ist doch langweilig. Wer will schon jede Woche einfach "Aroma, Geschmack, Abgang, Gesamtnote" lesen? Na gut, viele wahrscheinlich. Ich auch. Aber mein eigentlicher Ansatz war es, Whisky und Geschichten, Erlebnisse oder Alltägliches zu vereinen. Gelungen ist mir das... ehm, nicht so gut. 
Es ist aber auch nicht so einfach, wie ich anfangs gedacht habe. Der Aufwand ist noch einmal größer, als er es eh schon ist. Man muss auch ein passendes "Paar" finden, und nicht zu vergessen: "Wie viel will ich von meinem Leben preisgeben?". Immerhin kann potenziell jeder mitlesen.
Daher lief es auch hier auf A Dr(e)am of Sea in der Vergangheit meistens eher nach einem altbewährtem Muster. Ich versuche schon, nicht nur Tastingnotes rauszuhauen (dafür gibt es bei mir die Quickly Reviewed Abteilung), sondern etwas über die Abfüllung oder ein passendes Thema zu schreiben.
Heute wird es aber wieder etwas persönlicher. Immerhin ist Ostern und damit auch etwas Zeit für Ausflüge da!
Neben den festen Häusern gibt es über Ostern auch einen Markt mit
etlichen Zelten.
Kiel ist an Ostern ziemlich tot - "ziemlich" ist dabei wohl noch untertrieben. Also ging es für uns am Karfreitag ab raus aufs Land. Um genau zu sein nach Haithabu in der Nähe von Schleswig. Whiskythematisch passend? Absolut! Immerhin handelt es sich bei Haithabu um eine alte Wikinger-Stadt. Gegründet um ca. 770 ging es mit Haithabu schnell steil bergauf und die Stadt wurde zu einem der größten Handelszentren des damaligen "Dänemarks" (sagen wir besser Einflussbereich der Dänen?). Mit bis zu 1500 Einwohnern war Haithabu ein enorm wichtiges Handelszentrum an der Grenze nahe der Grenze zu Frankreich mit Verbindung an den Ochsenweg (Ost-West-Verbindung) und zur Ostsee. Was will man als Wikinger mehr? Allerdings ging es mit Haithabu auch so schnell zu Ende, wie es begonnen hatte. Schon im Jahr 1050 wurde die Stadt bei einer Schlacht vernichtet und nur teilweise wieder aufgebaut. 1066 wurde die Siedlung endgültig aufgegeben und auf das andere Ufer verlegt, die Wikingerzeit war zu Ende und die Stadt Schleswig gegründet.
Authentischer Bootsbau
Fast 1000 Jahre später ist Haithabu ein schönes Museum (allerdings ist das Hauptgebäude bis Ende 2018 geschlossen) mit Nachbauten der alten Häuser. Jetzt über Ostern gesellt sich ein schicker Handwerkermarkt dazu, sodass einem entspannten Tag am Wasser und zwischen Wikingern nichts mehr im Wege steht. Das Wetter war mies: Bewölkt, kühl, windig, man sieht es ja auf den Bildern! Aber irgendwie passt es ja auch zur Thematik. Die feilgebotenen Waren stehen dazu im direkten Gegensatz! Von wirklich feinem Schmuck über Stoffe und Tücher, zeitgemäße Verpflegung bis hin zu aller Art von Schwert und Axt war vieles geboten! Insgesamt ein wirklich schöner Tag mit nordischem Flair!
Jetzt muss also noch der passende Whisky gefunden werden. "Highland Park", schreien jetzt innerlich einige. Euch sage ich: 1. Überschrift lesen, eine Überraschung kommt hier nicht mehr! 2. Einen Highland Park zu verkosten finde ich schon fast zu abgedroschen. Die Marketingabteilung auf den Orkneys hat schon einiges drauf, und neben "Harald", "Svein", "Einar", "Drakkar" und den Holzschnittsarbeiten der "Freya" und was weiß ich nicht was, bleibt kaum Platz für die Assoziation eines anderen Whiskies mit Wikingern. Aber irgendwie finde ich es einfach etwas plump, und die meisten der genannten Abfüllungen sagen mir nicht wirklich zu, daher habe ich momentan keine im Schrank. Highland Park wird hier bestimmt verkostet werden, aber heute ist noch nicht die Zeit dafür.
Ich habe mir stattdessen einen schön kräftigen Springbank aus dem Regal genommen und abends genossen. Stark, kräftig, leicht rauchig. Passt für mich geschmacklich noch besser zum Wetter und dem Wikingerleben als eine 40 prozentige NAS-Brühe mit tollem Namen. Auf geht's!

Springbank - 12 Jahre Cask Strength Batch 11


Über den Whisky: Springbank ist eine eher kleine Brennerei im Städtchen Campbeltown. Die Whiskies sind meistens ein paar Euro teurer, aber dafür ist hier wirklich Handarbeit am Werk. Springbank setzt auf  Tradition und möglichst wenig Computerunterstützung. Menschliche Arbeitskraft kostet halt! Neben dem "Springbank", der leicht rauchig ist, wird auch noch der "Hazelburn" (kein Rauch) und der  Longrow (stark rauchig) hergestellt. Außerdem gehört auch Glengyle (Kilkerran) mit ins Familienunternehmen.
Die 12 jährige Fassstärke kommt in einer kleinen Auflage (Batch) auf den Markt, dieser hier ist schon ein paar Tage alt und wurde aus 70% Sherry- und 30% Bourbonfass gelagertem Whisky kreiert.

Nase: Eines vorneweg: Gebt dem Whisky etwas Zeit sich zu entfalten! Nicht direkt nach dem Einschenken probieren. Das Geschmackserlebnis wird auch hier deutlich angenehmer nach ein paar Minuten!

Süßlich und getreidig. Ein wenig getrocknete Frucht, vielleicht rote Beeren? Dazu nur ein minimaler Hauch von Rauch, wirklich dezent im Hintergrund! Dazu ist der Whisky etwas muffig, alter Keller oder Kuhstall kommen mir in den Kopf. Karamell und Vanille im Hintergrund.
Spannend!

Geschmack: Kräftig, würzig. Direkt da! Der Rauch ist auch hier erstaunlich wenig präsent. Vanillige Süße spielt mit leichten Sherryaromen (Trockenfrüchte, Früchtebrot). Vielleicht etwas Orangeat? Sherry und Bourbon spielen schön zusammen. Der Rauch wird etwas kräftiger zum Ende hin, Eiche kommt hinzu. 

Finish: Holzig, eichig, würzig. Puh, sehr stark. Rauch kommt im Abgang in den Vordergrund und beeinflusst dann den nächsten Schluck. Der Whisky verbleibt lang und recht bitter.

Abschließende Gedanken: Ein spannender Whisky, der viel Entwicklung zeigt. Mich überraschte zunächst, dass der Rauch nur dezent mitspielt bis zum Abgang. Ab dem 2. Schluck ist er dann deutlicher zu vernehmen. Das Zusammenspiel aus Sherry- und Bourbonfass ist wirklich gelungen, sowohl vanillige Süße als auch dunkle, kräftige Früchte sind zu finden.
Nach wie vor kämpfe ich etwas mit dem Springbank-Charakter. Für mich schmecken die Whiskies alle etwas nach Kuhstall - leicht muffig und streng. Ich bin mir nicht sicher, ob das gut oder schlecht ist. Einzigartig ist es auf jeden Fall!

Kategorie: Single Malt Scotch Whisky
Destille: Springbank (Campbeltown)
Preis: 51-100€ (~70€)

53,8%
Kältefiltration: Nein

mit Farbstoff: Nein


Mehr Informationen:
Springbank
Whiskybase
Haithabu

Abschließende Bewertung: 6/7

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